Lüdenscheider Gespräche
Schaukelpartie: Perspektiven von Ukrainerinnen in Nordrhein-Westfalen in Zeiten des Krieges
Der russische Angriffskrieg am 24. Februar 2022 hat das Leben der Menschen in der Ukraine tiefgreifend verändert. Er teilt ihre Existenz in ein „Davor“ und ein „Währenddessen“ und beeinflusst alle Lebensbereiche. Der Krieg zerstört nicht nur den Alltag, sondern auch die Perspektive auf eine stabile und sichere Zukunft. Er zerschlägt gewachsene Bindungen und erzwingt plötzliche, oft unerwartete Entscheidungen, die das Leben der Betroffenen nachhaltig verändern.
Viele Frauen waren gezwungen, ihre Heimat zusammen mit ihren Kindern zu verlassen. Mehr als 1 Million ukrainischer Staatsbürger:innen entschieden sich dafür, in Deutschland Schutz zu suchen. Das Interviewprojekt „24.2.2024, 5 Uhr morgens“ dokumentiert die Erfahrungen dieser Frauen und stellt dabei die individuelle Perspektive in den Mittelpunkt: Wie wurden wichtige Entscheidungen in dieser Krisensituation getroffen? Welche Faktoren – Menschen, Ereignisse oder System – haben diese Entscheidungen beeinflusst?
Anzhela Beliak untersucht, wie ukrainische Frauen mit der Kriegssituation umgehen, welche Strategien sie wählen und wie sie ihr Leben in Deutschland aktiv gestalten. Mit welchen Herausforderungen wurden sie konfrontiert, wie gehen sie mit der Unsicherheit dieser Situation um? Ein Fokus liegt darauf, wie das deutsche Bildungssystem zur Integration beiträgt: Welche Unterstützung bietet es, und wie wird diese von den Frauen wahrgenommen?
Das Projekt dokumentiert die ganz persönlichen Geschichten der Frauen und gibt Einblicke in die komplexe Dynamik von Zwangsmigration, Entscheidungsprozessen und Anpassungsstrategien.
Anzhela Beliak, ist seit Oktober 2023 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet Public History tätig und erforscht, wie Zwangsmigration die Wahrnehmung der Frauenrolle beeinflusst. Zuvor war sie 15 Jahre als Projektleiterin bei Aktion Sühnezeichen in der Ukraine und Belarus im Bereich der politisch-historischen Bildung tätig. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf der Frage, welche Auswirkungen der Zweite Weltkrieg auf die persönlichen Lebensstrategien von Überlebenden hatte.