LÜDENSCHEIDER GESPRÄCHE
"Ich weiß nur eines mit Bestimmtheit - ich bin kein Parteifeind" - Anna Schlotterbeck in MfS-Untersuchungshaft
Anna Schlotterbeck, geboren 1902 in München, war langjähriges KPD-Mitglied und verbrachte die NS-Zeit im Schweizer Exil. 1948 ging sie nach Dresden in die Sowjetische Besatzungszone, um zusammen mit ihrem Ehemann Friedrich am Aufbau des neuen sozialistischen Staates zu arbeiten.
Doch der Traum vom Neuanfang war schnell zerschlagen: Im Zuge von "Parteisäuberungen" wurde Anna Schlotterbeck (wie auch ihr Mann) zu Beginn der 1950er-Jahre erst aus der Partei ausgeschlossen und später ohne Haftbefehl festgenommen. Insgesamt verbrachte sie drei Jahre in Gefangenschaft. Unter anderem in der zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin Hohenschönhausen.
Gundula Pohl analysiert auf Basis von Briefen und Erinnerungen, die Schlotterbeck während und nach ihrer Haft verfasste, und skizziert die unterschiedlichen Muster und Rollen, die Schlotterbeck für sich selbst entwirft: als Parteisoldatin, als unschuldig Verhaftete, als Ehefrau und als Mutter.
Bei der September-Ausgabe der Lüdenscheider Gespräche stellt Gundula Pohl ihre biografische Studie zu Anna Schlotterbeck vor, die im Winter 2023 als Buch erscheint.
Gundula Pohl (M.A.) ist seit 2023 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet "Public History" der FernUniversität Hagen. Sie studierte Geschichte, Europäische Ethnologie und Osteuropäische Kulturstudien in Berlin, Lublin, Potsdam und Sankt Petersburg.